Die an Jasnaja Poljana angrenzende Bahnstation „Kozlova Zasseka“ liegt im Bereich der ehemaligen Verteidigungseinrichtungen, bzw. sogenannten „Baumsperren“, die im 16. – 17. Jahrhundert die russische Südgrenze schützten. Die Bezeichnung „Kozlova Zasseka“ wird vom Familiennamen des hiesigen Statthalters Nikita Kozlov abgeleitet.
In den 1860er Jahren begann der Bau der südrussischen Eisenbahnlinie, die von Moskau nach Kursk führte. Kozlova Zasseka lag in ihrem Tulaer Abschnitt und wurde 1864 eingeweiht. Zunächst war es nur ein unbedeutender Haltepunkt. Hier befanden sich ein kleines Stationsgebäude, die Räumlichkeiten für Stationsvorsteher; ein Fahrkartenschalter, ein Postamt, sowie ein Fahrgastwarteraum. Hier wurde Öfen geheizt. 1902 wurde in Kozlova Zasseka noch eine Gepäckaufbewahrung angebaut; das zweite Gleis bekam einen Holzbelag; zusätzlich eingerichtet wurden ein Bahnsteig, eine Toilette, eine Unterkellerung und eine Bahnwärterhütte.
Damals hielten hier die Fernzüge, die nach Süden fuhren. Zur Sommerzeit diente die Strecke auch als Nahverkehrsbahn, die die Stadteinwohner aufs Land brachte. Hier kamen oft die Maler Repin und Schichkin, der Schriftsteller Korolenko, sowie der Kunstkritiker Strakhov an, um Leo Tolstoi auf seinem Landgut in Jasnaja Poljana zu besuchen. Oft kamen die Tolstois eigenständig zur Bahnstation, um ihren Besuch, bzw. Post abzuholen. „Mit viel Ungeduld warte ich auf Deinen Brief, mein Schatz, schrieb Sophia Tolstoi ihrem Mann, und bin um fünf Uhr abends in Kozlova Zasseka, um ihn abzuholen.“
Seine Bekannten bat Leo Tolstoi, die nachfolgende Anschrift zu nehmen, um ihn am schnellsten zu erreichen: „Gebiet Tula, Landkreis Tula, Bahnstation Kozlova Zasseka.“ Das wird u.a. durch seine nachfolgende Tagebuchnotiz bekräftigt: „... ich habe nun eine andere Idee von Deiner Anschrift bei mir: bitte schreibe mich lieber in Kozlova Zasseka an !“
Nach Moskau reiste die Familie Tolstoi in der Regel auch über diese Bahnstation. Zum letzten Mal verreiste hier Leo Tolstoi am 15. August 1910 nach Kotschety, um seine älteste Tochter Tatiana auf ihrem Landgut zu besuchen.
Mit Kozlova Zasseka stehen auch die traurigen Begebenheiten aus dem November 1910 in Verbindung, wobei hier von einer weit entlegenen Bahnstation zu Astapovo ein Trauerzug mit dem Tolstoi-Leichnam eintraf. Im Jahr 1928, zum 100. Tolstoi-Jahrestag, wurde die Bahnstation zu Kozlova Zasseka in „Jasnaja Poljana“ umbenannt. Im Jahr 1974, durch die Verordnung des russischen Ministerrates, wurde die Bahnstation auf die Baudenkmalschutzliste aufgenommen.
Im Jahr 2001 gewann die Bahnstation ihre historische Bezeichnung wieder zurück. Auf Anregung des Moskauer Eisenbahnamtes wurde hier eine immense Restaurierung vorgenommen, damit die heutige Bahnstation ihr historisches Antlitz wieder besitzt. Zur Zeit ist es eine aktive Bahnstation und zugleich eine Sehenswürdigkeit, die sich durch den historischen Bahnsteig, das altertümliche Bahnhofsgebäude und die Ausstellung „Die Eisenbahn aus dem Tolstoi-Zeitalter“, sowie einen Souvenierstand und einen weitläufigen Parkplatz hervortut. Ebenfalls findet hier ein Führungsbetrieb durch die o.a. Ausstellung und den altertümlichen Bahnhofswarteraum statt.