Кrapivnaer Heimatmuseum wurde am 1. Oktober 1999 vom Museum in Jasnaja Poljana übernommen und liegt nur 40 km südwestlich davon entfernt. Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung Krapivna taucht im Testament des großen russischen Fürsten Dimitri von Don aus dem Jahr 1389 auf. Laut Urkunde ging Krapivna als Erbbesitz an seine Ehefrau Eudokia über. Der Name Krapivna ist auf das Wort „Brennessel“ (russisch „Krapiva“) zurückzuführen. Nach den verheerenden mongolischen Eingriffen im Mittelalter wuchsen die Brennesseln an den Brandstellen als Erstes nach. Es bestehen die Mutmaßungen, dass es hier früher auch eine Festung gab, die genauso, wie die Baumsperren zu Jasnaja Poljana, die Bevölkerung gegen feindliche Eingriffe, bzw. die russische Südgrenze schützte. Allerdings entstand die Festung etwas später als die o.a. Baumsperren, wobei sich ihre Lage am Zusammenfluss von Upa und Plava besonders günstig bei den Kriegshandlungen hervortat. Vorher existierte hier aber eine noch ältere Siedlung, deren genau Lage noch nicht festgestellt ist. Vor einhundert Jahren war Krapivna eine florierende Kreisstadt. U.a. wurde in den damaligen Landkreis Krapivna auch das viel kleinere Dorf Jasnaja Poljana amtlich eingegliedert. So ging in der Kreisstadt Krapivna Leo Tolstoi als Friedensrichter seinen amtlichen Pflichten nach. Die Moderne ging aber an Krapivna vorbei, so blieben auch der alte Stadtgrundriss und mehrere historische Gebäude in ihrer ursprünglichen Gestalt unberührt. In der ehemaligen Villa des Landgutsbesitzers Saburov wurde im Dezember 1990 ein Heimatmuseum eingeweiht. Die historische und kulturhistorische Stadtforschung wurde gleich nach dem II. Weltkrieg wieder aufgenommen. Damals noch entstand in der Dorfschule zu Krapivna ein eigenes Museum, das Nikolaus Demidov als Geographie- und Astronomielehrer und dazu noch als Mitglied der sowjetischen geographischen Gesellschaft leitete. Nach seinem Ableben wurde der Museumsbetrieb eingestellt. Erst seinem Schüler, Alexander Schilin, gelang die Dorfmuseumserneuerung. Es wurde am 4. Mai 1994 amtlich wieder eingeweiht, wobei Alexander Zhilin sein Direktor wurde. Der hiesige Museumsbetrieb ist durch seine moderne Exposition wie die Ausstellung aus dem Tolstoi-Zeitalter recht lebhaft. Berichtet erstattet wird über die Vergangenheit und Gegenwart einer Kreisstadt, über den Kaufmanns- und Bauernalltag, über die handwerkliche Ausbildung zu Krapivna und seine prominenten Landsleuten. Interne Museumsmagazine belaufen sich auf ca. 4000 Ausstellungsgegenstände. Sehenswert sind Kleinplastiken, altertümliche Visiten- und Ansichtskartensammlungen, handgewobene Spitzen und Handtücher. Dazu kommen noch alte Fotos und Münzsammlungen, deren Zeitalter von den kaiserlichen Romanovs an bis in die Sowjetära hineinreicht. In Zusammenarbeit mit weiteren russischen Museen, bzw. mit dem Künstlerverband und einer weiteren Kunststätte, sowie mit den selbstständigen Malern, Bildhauern und Handwerkern, finden hier auch zeitweilige Ausstellungen statt. Unsere Krapivnaer Filiale gilt als kultureller Mittelpunkt des Dorfes. In Verbindung mit dem Museumsbetrieb von Jasnaja Poljana werden hier die Kulturprojekte umgesetzt, die intensiv zur Regionalentwicklung beitragen. Seit 2003 findet hier jährlich ein internationales Brennesselfestival statt. Zur guten Tradition trägt ebenfalls die jährliche Konferenz und Workshop „Russische Provinz vor dem Hintergrund der Literatur und Geschichte“ bei. In den Jahren 2007-2009, im Rahmen des TACIS-Projektes der EU „Zur Förderung der Bürgergesellschaft und lokaler Initiativen“ wurde hier ein großes internationales Projekt „Krapivna oder die Perle russischer Provinz“ auf die Beine gebracht.