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Über das Museum
Im Zentrum Mittelrusslands, wo die Natur ruhig, aber berührend ist, befindet sich Jasnaja Poljana, ein bescheidenes Landgut, das herrlich schön in seiner Schlichtheit aussieht. Hier, in Jasnaja Poljana, hat Leo Tolstoi den größten Teil seines Lebens verbracht.
Geschichte von Jasnaja Poljana
1652
Die erste Erwähnung von Jasnaja Poljana
Vor langer Zeit war die Gegend um Jasnaja Poljana ein Grenzgebiet, das die Südgrenze des Alten Russlands markierte. Der Nordwald ging hier in die Waldsteppe über, die im Volksmund „Wildes Feld“ hieß und von wo her die Nomadenhorden ins russische Land hinübergriffen. Zum Schutz der Moskauer Fürsten wurden im XVI. Jahrhundert in den hiesigen Wäldern die sogenannten Baumsperren errichtet. Um die Baumsperrenlinien entstanden Schutzsiedlungen, und Jasnaja Poljana war auch eine davon, die zum ersten Mal 1652 in den alten Chroniken auftaucht.
Der erste Besitzer von Jasnaja Poljana war der Baumsperren-Statthalter Grigori Ivanovitsch Karzov, der 1628 im Adelsbuch erwähnt wurde. Die ganze Zeit später hatten seine zahlreichen Nachkommen die Teile von dem damaligen Jasnaja Poljana verkauft und verpfändet.
1763
Das Landgut wurde vom Fürsten Wolkonski gekauft
Einen Teil des Landgutes wurde 1763 vom Urgroßvater des Schriftstellers mütterlicherseits, Fürsten Sergej Wolkonski gekauft. Sein Sohn, Nikolai Wolkonski, hatte das Landgut geerbt und wurde sein großer Baumeister. Ihm war es gelungen, die Gutsteile bei früheren Besitzern aufzukaufen und das Landgut so zu vergrößern, dass es nun zu unserem berühmten weitläufigen Jasnaja Pojana wurde. Durch seine Arbeit entstanden auf dem Landgut die berühmten Parks und Gärten, ausdrucksvolle Alleen und Teiche, sowie eine üppige Orangerie und ein erhabenes Bauensemble, zu dem ein großes Herrenhaus und zwei Nebengebäude gehörten. Eine der beliebten Fürstenpromenaden, geplant als Orangerieerweiterung, war der Lindenpark „Dreiecke“, dessen Entstehung noch auf das frühe XVIII. Jahrhundert zurückführt, d.h. noch dem Volkonski-Zeitalter vorausgeht. Zu Lebzeiten Tolstois Großvaters erklang in den „Dreiecken“, unter den Linden, die Musik, die für den Fürsten seine Leibeigenen machten.
Es besteht die Mutmaßung, dass die heutigen „Dreiecke“ nur ein Teil eines weitläufigeren alten Parks sind, der einst die gesamte Hügelkuppe bedeckt hatte, bevor sich Fürst Volkonski seinen großen Bau vornahm. Während sein großes Herrenhaus und zwei Nebengebäude gebaut wurden, kam der Fürst mit seiner Tochter in dem Gebäude unter, das man später Volkonski-Haus nannte. Leider liegen uns keine genauen Zeitangaben über seinen Bau vor. Wie dem auch sei, ist nun das Volkonski-Haus das älteste Gebäude auf dem Gelände. In diesem fein gestalteten weißen Gebäude mit Zwischengeschoss wurden die Teppichwerkstatt, die Weberei und Klöpperei untergebracht. Seitdem steht der Pferdestall dem Haus gegenüber. Das Volkonski-Haus wurde von Nikolai Volkonski als Haus für die Bediensteten gebaut. Wie er meinte, sollten die Herrschaften von der Dienerschaft getrennt werden. Aber der Fürst hat den großen Bau, sein Lebenswerk, nicht abgeschlossen. Fertig wurden nur zwei Nebengebäude und das Erdgeschoss des Herrenhauses, eine Villa im Empirestil. Als er im Jahr 1821 starb und seine Tochter Maria Volkonski die alleinige Besitzerin eines Riesenlandgutes wurde, hat sie ein Jahr später den Grafen Nikolai Tolstoi geheiratet.

Nikolai Wolkonski, hatte eine wichtige Rolle in der Geschichte von Jasnaja Poljana gespielt. Ihm war es gelungen, die Gutsteile bei früheren Besitzern aufzukaufen und das Landgut so zu vergrößern, dass es nun zu unserem berühmten weitläufigen Jasnaja Pojana wurde.

1824
Die Tolstoi-Familie lebte in Jasnaja Poljana
Gleich nach der Hochzeit hat sich das frisch vermählte Ehepaar Tolstoi in Jasnaja Poljana niedergelassen. Nikolai Tolstoi baute das große Herrenhaus 1824 fertig und erweiterte seine Ländereien. Er kaufte seinen Familiensitz Nikolskoje-Vjasemskoje auf, der verpfändet gewesen war, und erwarb das reiche Landgut Pirogovo, um es dann an seine Kinder zu vererben. Die Tolstois hatten fünf Kinder: die Söhne Nikolai, Sergej, Dmitrij und Leo sowie die Tochter Maria.
Maria Volkonski starb 1830, nach der Geburt ihrer Tochter, als Leo, ihr jüngster Sohn, noch nicht zwei Jahre alt war. Er konnte sich demnach nicht des geliebten Angesichts erinnern, jenes Angesichts mit dem strahlenden Lächeln, das Freude um sich verbreitete... Kein Bildnis von ihr hat sich erhalten, aber ein inneres begleitete ihn wie ein Schutzengel sein Leben lang. Daher liebte und pflegte Tolstoi gern den niederen, so genannten englischen Landschaftspark, mit dem Sommerhausturm und der Orangerie, der ihn liebevoll an seine Mutter erinnerte. Leo Tolstois Kindheit verlief in einem großen patriarchalischen Zuhause, mit Geschwistern als Spielgefährten. Das Familienleben floss gemessen vor sich hin, wie es die russische Adelstradition vorschrieb. Als Tolstoi neun Jahre alt war, verstarb mit nur 43 Jahren sein Vater, Graf Nikolai Tolstoi. So wurden die wohlhabenden Schwestern des Vaters, zunächst Alexandra Osten-Sacken, die auch in Jasnaja Polajna lebte; und dann, nach ihrem Tod 1841, Pelagia Juschkov aus Kasan an der Wolga, die Vormünder der Kinder. Die zweite Tante war mit dem Kasaner Landbesitzer verheiratet und konnte die Neffen und die Nichte bei sich aufnehmen.
1847
Leo Tolstoi hat das Landgut geerbt
1847 wurden die elterlichen Güter unter den Geschwistern Tolstoi verteilt. “Nach einer Familientradition, schrieb Tolstoi, bekam ich als jüngster Sohn das Gut, wo wir gelebt hatten – Jasnaja Poljana”. Tolstoi entschied sich sofort, sein Leben drastisch zu ändern und sich auf seinem Landsitz niederzulassen. Genau wie die Hauptfigur seiner Novelle “Der Morgen eines Gutsbesitzers” wollte der 19-jährige Tolstoi sich dem Landleben zu widmen, weil er fühlte, dass er dafür geboren wurde.
Aber bereits die ersten Unternehmungen haben ihn tief enttäuscht. Nichts ging so, wie er erwartete, und die Bauern waren misstrauisch gegenüber Ideen des jungen Gutsbesitzers. Enttäuscht von seinem Bestreben, Gutes zu tun, ging Leo Tolstoi zum Militär. In der Abwesenheit des Besitzers hat sich der Zentralteil des Gutes wesentlich verändert. Das große Herrenhaus wurde zur Verlagerung verkauft. Es wurde ins Dorf Dolgoje gebracht und 1913 völlig abgerissen. An der Stelle, wo es sich befunden hat, steht ein Stein aus seinem Fundament mit folgender Inschrift: “Hier stand das Haus, in dem Leo Tolstoi geboren wurde”.
1857
Leo Tolstois Rückkehr nach Jasnaja Polajna
Bis 1857 lebte Tolstoi weit weg von Jasnaja Poljana. In den späten 1850-er Jahren quittierte Leo Tolstoi seinen Militärdienst und kehrte nach Jasnaja Poljana zurück. Allerdings hielt er es wieder nicht lange aus und verreiste oft nach St.-Petersburg und Moskau. In Jasnaja Poljana schlug er sein Domizil in einem von zwei Nebengebäuden auf, das nun für ihn und später auch seine eigene Familie über 50 Jahre hinweg ein Zuhause bleiben sollte. Mit umgezogen hatte er auch seine alten Möbel, Bücher, die Urgroßvatersspiegel aus dem 18. Jahrhundert und die Familienporträts. Heute ist das Tolstoi-Haus in Jasnaja Poljana weltbekannt.
Inzwischen war die Moderne auch in Russland angebrochen und das gemessene Landleben wird zur Vergangenheit. Leo Tolstoi unternahm zwei Auslandsreisen, die auch sein Jasnaja Poljana beeinflusst haben, sei es durch seine neuen Ideen und kreativen Wirtschaftsprojekte, oder durch sein schriftstellerisches Werk. In seinem Dorf unternahm er Reformen. Eine seiner besten Ideen war die Einrichtung einer Grundschule für die Dorfkinder zu Jasnaja Poljana, die 1859 in einem zweiten Nebengebäude untergebracht war: Die Tolstois nannten es „Ein anderes Wohnhaus“, bzw. das „Kuzminski-Haus“. Tolstois Schulpädagogik war bahnbrechend, weil ihr die freie Kinderentwicklung zu Grunde lag.
1862
Leo Tolstoi heiratete Sofia Behrs
Am 23. September 1862 heiratete Leo Tolstoi die Tochter des Moskauer Kremlarztes Sofia Andrejewna Behrs. Das frisch vermählte Paar lebte ausschließlich in Jasnaja Poljana, was der jungen Gräfin zunächst sehr schwer fiel. Mit der Zeit hatte sie sich allerdings eingelebt und hielt bald alle Fäden in der Hand. Das Haus wurde gemütlicher und freundlicher. Außen wurde es von hübschen Rabatten verziert.
Jasnaja Poljana hat sich wunderbar verändert. Tolstoi konzentrierte sich zunehmend auf die Landwirtschaft. Er erweiterte den alten Obstgarten seines Großvaters. Er vergrößerte die Gesamtfläche der Obstgärten um das Vierfache, und sie erreichte mehr als 40 ha. Außerdem legte er fünf neue Gärten an: Den Roten, den Neuen, den Alten, sowie die Gärten um das Volkonski-Haus und um den Großen Teich herum. Die Gärten lieferten einen stabilen Ertrag. Sie wurden permanent verpachtet. Noch wichtiger war für die Familie der Waldanbau. Durch Tolstois forstwirtschaftliche Aktivität wurden die alten Waldabschnitte von Jasnaja Poljana erweitert. Die Pferdezucht machte Tolstoi auch sehr viel Spaß. Wie auf jedem Landgut, wurden in Jasnaja Poljana Pferde gehalten, sowohl für die Arbeit als auch zum Reiten. Tolstoi hatte sogar vor, seine eigene Pferderasse zu züchten, indem er reinrassige englische Traber mit den Steppen-Rennpferden kreuzte.
1881
Die Tolstoi-Familie kaufte ein Haus in Moskau
Das Ehepaar Tolstoi hatte 13 Kinder. Fünf von ihnen sind im Kindesalter verstorben. Acht Kinder – die Söhne Sergej, Ilja, Lew, Andrej, Michail und die Töchter Tatiana, Maria und Alexandra – haben das Erwachsenenalter erreicht. 1881 kauften sich die Tolstois ein Haus in Moskau, weil die Kinder groß wurden. Die älteren Söhne sollten studieren, und die Töchter in die Gesellschaft eingeführt werden. Von nun an verbrachte die Familie die Winter in Moskau. Das Städteleben war Tolstoi lästig, weil er sich nach „der Dorfluft“ sehnte. Sobald das Frühjahr anbrach, reiste er nach Jasnaja Poljana, das ihn so gut atmen und arbeiten ließ. In seinen letzten Lebensjahren verreiste Tolstoi nicht mehr nach Moskau, sondern blieb auch über Winter in Jasnaja Poljana, wo er Ruhe und Abgeschiedenheit genoss. Aber zu diesem Zeitpunkt gehörte ihm Jasnaja Poljana schon nicht mehr. Nach seinem geistigen Umbruch gab er im Jahr 1892 sein Eigentum auf und verteilte es unter seinen Familienangehörigen. Jasnaja Poljana hatte er an seine Frau Sophia und ihren jüngsten Sohn Iwan vererbt, der 1895 im Alter von sieben Jahren an Scharlach starb.
1910
Leo Tolstoi starb
In Tolstois letzten Jahren hat sich die Atmosphäre in Jasnaja Poljana wegen der Zwiespalt in seiner Familie wesentlich verändert. Am 28. Oktober 1910 hat Tolstoi sein Jasnaja Poljana für immer verlassen. Auf der Flucht war er verstorben. Am 9. November 1910 wurde seine Leiche mit einem großen Trauerzug nach Jasnaja Poljana überführt. Tolstoi wurde nach seinem Wunsch am Rande der Schlucht im Alten Wald bestattet.
1921
Museumsgründung und Museumsaufbau
Nach dem Ableben von Leo Tolstoi wurde seine Frau Sophia die Herrin über Jasnaja Poljana – bis zu ihrem Tod 1919. Im Jahr 1911 wandte sie sich zwei Mal an den damaligen (den letzten) russischen Zaren Nikolaus II. mit dem Gesuch, Jasnaja Poljana in den Staatsschutz zu nehmen, aber dies wurde abgelehnt. Die Schriftstellerwitwe bezog eine Rente, von der auch das Landgut finanziert wurde. Sophia Tolstoi kämpfte mühselig um den Erhalt von Jasnaja Polajana, sei es Tolstois Arbeits- und Schlafzimmer, die sie als Erstes konserviert hatte, oder die gesamte Ausstattung. Sie beschriftete Tolstois Gebrauchsgegenstände und Fotoaufnahmen mit zahlreichen Begleitnotizen und fasste den Bestand der privaten Tolstoi-Bibliothek zusammen. Sie brachte alle im Haus erhaltenen Briefe in ein System und unterstützte die Forscher, die sich die Lebensbeschreibung ihres Mannes vornahmen. Die Tolstoi-Kinder wirkten am Gutsleben auch mit: Der älteste Tolstoi-Sohn Sergej schrieb den ersten Reiseführer (1914); und Tolstois jüngste Tochter Alexandra spielte eine herausragende Rolle in Jasnaja Poljana. Jasnaja Poljana hatte Glück bei Schicksalswenden. Es blieb unversehrt im Bürgerkrieg, als alle Landgüter in Russland in Brand gesteckt wurden. Es ist auch den Tolstoi-Bauern zu verdanken, weil sie Jasnaja Poljana vor den Plünderungen in Schutz genommen haben.
Am 27. Mai 1919 händigte der sowjetische Kultusminister Alexandra Tolstoi, der jüngsten Tochter von Leo Tolstoi, einen Schutzbrief für Jasnaja Poljana aus. Dieser bestätigte, dass das Landgut und die im Tolstoi-Haus befindlichen Gegenstände „einen ausschließlichen kulturellen und historischen Wert haben, Nationalerbe sind und in Staatsschutz genommen werden“. Bereits 1921, dank den mühseligen Anstrengungen von Alexandra Tolstoi, war das Tolstoi-Landgut nationalisiert und zum Museum erklärt. Am 10. Juni 1921 erschien die Verordnung der Zentralen Exekutivkommission Russlands über den neuen Status von Jasnaja Poljana. Ein Kustode musste in Jasnaja Poljana eine Bildungsstätte mit einer Bibliothek, einer Schule und einem Volksvorlesungs-, Theater-, Ausstellungs- und Exkursionsbetrieb aufbauen. Zur „Kustos-Kommissarin“ wurde Alexandra Tolstoi ernannt. Bereits im Jahr 1921 hatte das Museum 3147 Besucher. Bereits 1925 - zum 100. Geburtstag von Leo Tolstoi - fand im Kuzminski-Nebengebäude die erste Ausstellung „Tolstoi in Jasnaja Poljana“ statt. Gedruckt wurden die ersten Bände von 90 seiner gesammelten Werke. Die große Tolstoi-Schule zu Jasnaja Poljana wurde gegründet. In den 1920er Jahren leistete Alexandra L. Tolstoi einen immensen Beitrag zum Museumsaufbau. Umso tragischer war 1929 ihre ungewollte Emigration aus der Sowjetunion. In den 1930er Jahren nahmen die Restaurierung und der Erhalt von Jasnaja Poljana an Bedeutung zu. Auf der Grundlage der schriftlichen Zeugnisse und der mündlichen Überlieferungen der Tolstoi-Zeitgenossen wurde das historische Antlitz von Jasnaja Poljana wiederhergestellt. Die Imkerei wurde Instand gesetzt, die Gärten in Ordnung gebracht, neue Bäume nachgepflanzt. Die Aktivitäten wurden vom Botanischen Garten des sowjetischen Wissenschaftsministeriums geleitet.

"Das Gut Jasnaja Poljana im Kreis Krapiwna in der Provinz Tula mit dem Herrenhaus und seiner Ausstattung sowie den Parks, Obstgärten, Wäldern, Anpflanzungen, gepflügten Feldern, Wiesen, Gemüsegärten, unbrauchbaren Flächen und Wirtschaftsgebäuden ist nationales Eigentum der Russischen Sozialistischen Sowjetrepublik" (Verordnung der Zentralen Exekutivkommission Russlands über die Verstaatlichung von Jasnaja Poljana)

1941
Besetzung und Nachkriegszeit
Am 27. August 1939 wurde die Museumsverwaltung von Jasnaja Poljana komplett vom sowjetischen Wissenschaftsministerium übernommen. Das konservierte Landgut wurde zur Filiale des Leo Tolstoi-Staatsmuseums, zu dem bereits zwei Tolstoi-Museen in Moskau und das Bahnstationsmuseum am Tolstoi-Sterbeort Astapovo (Gebiet Lipezk) zählten. 1940 wurden die Gemälde von Repin, Gay und, Kramskoi im Tolstoi-Haus von Spezialisten der Tretjakow-Galerie restauriert.
1941 stand Jasnaja Poljana kurz vor Besetzung. Deswegen wurde die Evakuierung der wichtigsten Gegenstände Tolstois beschlossen. Die Evakuierung wurde von der Tolstoi-Enkelin, Frau Sophia A. Tolstoi-Essenin geleitet, die 1941 Direktorin über alle vereinigten Tolstoi-Museen war. Fertig für die Evakuierung hat die Gegenstände der Kustode Sergej I. Schegolev verpackt. Am 13. Oktober 1941 wurden 110 Kästen mit Wertgegenständen nach Moskau und dann nach Tomsk befördert. Jasnaja Poljana war 47 Tage lang durch deutsche Truppen besetzt. Beim Rückzug haben die Nationalsozialisten das Tolstoi-Haus in Brand gesetzt. Glücklicherweise gelang es den Museumsmitarbeitern, den Brand zu löschen, und das Landgut wurde gerettet. Die ersten Restaurierungen wurden zum Mai 1942 abgeschlossen. Im Mai 1945 kamen alle Ausstellungsgegenstände des Tolstoi-Hauses an ihre Plätze zurück. Kurz davor war Nikolai P. Pusin Kustode des Tolstoi-Hauses geworden. Er widmete Jasnaja Poljana mehr als 60 Jahre seines Lebens und leistete einen kaum zu überschätzenden Beitrag zum Aufbau des Museums. Inzwischen ist auch die Forschung der häuslichen Museumsbestände wichtig geworden. Für jeden konservierten Ausstellungsgegenstand wird ein Datenblatt erstellt - mit einer genauen Beschreibung, Maßen, Lage, Nutzung und Bildern. Seit den 1950er Jahren werden permanent die Forschungssammelberichte und die aktuellen Reiseführer für das Tolstoi-Haus und das Naturschutzgebiet veröffentlicht. Zum 125. Tolstoi-Jahrestag, 1953, wurde die erste wissenschaftliche Bestandsaufnahme der privaten Tolstoi-Bibliothek zu Jasnaja Poljana veröffentlicht. Dieses Werk leitete der Kustode Valentin F. Bulgakov . Seit den 1950er Jahren nimmt auch die Ausstellungsaktivität zu. Die Ausstellungen finden im Kuzminski-Nebengebäude und dem Volkonski-Haus statt; Wanderausstellungen werden veranstaltet, die Museumsbestände erweitert, die Besucherzahlen steigen. Im Jahr 1971, zum 50. Museumsjahrestag, wurde in Jasnaja Poljana der 3-millionste Besucher gemeldet. Zum 150. Tolstoi-Jahrestag 1978 wurde das Museum mit einem Lenin-Orden ausgezeichnet. Zugleich wurde der russischsprachige Katalog der Tolstoi-Bibliothek zusammengestellt und in zwei Bänden verlegt.
1994
Neue Etappe in der Geschichte von Jasnaja Poljana
Die neue Zeit brach in Jasnaja Poljana an, als 1994 der Ururenkel von Leo Tolstoi, Vladimir I. Tolstoi, Direktor wurde. Nun darf man über die Tolstoi-Umkehr auf dem Landgut sprechen, über die Wiederherstellung von Geschichte, Wurzeln und alter russischen Adelstradition. Seit 2000 findet alle zwei Jahre die Zusammenkunft der Familie Tolstoi auf dem Gut statt, wobei sich die Leo Tolstoi-Nachkommen aus allen Teilen der Welt treffen.
Die neuen Aktivitäten schreiten voran: Alternative Reiseangebote, Studienreisen in Jasnaja Poljana und darüber hinaus; Bildungsangebote, Wiederbelebung russischer Volkstradition und russischen Handwerks; Werbe- und Verlagsangebote; Umsetzung neuer Museumstechnologien. Das heutige Jasnaja Poljana pflegt auch seine ausländischen Beziehungen. Es finden internationale Konferenzen, Treffen und Seminare zur Tolstoi-Forschung statt. Zu einer guten Tradition sind die internationalen Schriftstellertreffen geworden. Außerdem werden internationale Individualprojekte, Großveranstaltungen und Festspiele organisiert. Kompliziert und umfangreich ist unser Museumsnetz. Dazu gehören nun mehrere Filialen. Vor allem sind das die Leo Tolstoi-Gedenkstätten: Nikolskoje-Vjasemskoje, Pirogovo, Pokrovskoje, Mansurovo, sowie die Museumsbahnstation Kozlova Zasseka und das historische Dorf Krapivna. Eine weitere Filiale ist unsere Kulturstätte „Jasnaja Poljana“ in der Gebietshauptstadt Tula, die einen Verlag und eine Galerie unter ihrem Dach beherbergt.
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